Mittwoch, 2. März 2016

Back Stories – Krieg und Gewalt in Fotobuch und Graphic Novel


Am 3. März werde ich zusammen mit Michaela Zöhrer von der Universität Augsburg in Bonn eine Workshopeinheit in Form einer Fishbowl-Diskussion zum Thema „Krieg und Gewalt in Fotobuch und Graphic Novel“ anbieten.

Bilder von Krieg sind in Nachrichtenmedien und sozialen Netzwerken allgegenwärtig.
Dabei ist die bildnerische Darstellung von Konflikten in den Massenmedien meist
ereigniszentriert und fokussiert auf Gewalt und Leid. Vor allem in den sozialen Medien halten zudem zunehmend Bilder von Amateuren Einzug. Grundsätzlich ist somit eine Tendenz zur Verbreitung von visuellen Informationen in Echtzeit zu beobachten. Alternative, vor allem zeitintensivere Darstellungsformen von Konflikt und Gewalt sowie visuelle Hintergrundberichterstattung haben es vor diesem Hintergrund schwer, sich in Massenmedien und sozialen Netzwerken durchzusetzen. Aus diesem Grund weichen Produzenten zunehmend auf andere Formate wie das Fotobuch oder die Graphic Novel aus.

Das Medium Fotobuch wird von Fotojournalisten vor allem dann gewählt, wenn es um die Präsentation umfangreicher Projekte geht. Der Vorteil besteht darin, dass anders als in journalistischen Medien die Kontrolle über das Produkt vollständig beim
Fotojournalisten liegt. Im vergangen Jahr sorgte das Buch „War Porn“ des deutschen
Fotojournalisten Cristoph Bangert für Aufruhr. Er publizierte darin Kriegsbilder, die von den Redaktionen abgelehnt worden waren. Der Schweizer Fotograf Meinrad Schade hingegen hat sich auf eine Spurensuche am Rande des Krieges in der ehemaligen Sowjetunion begeben, die er unter dem Titel „Krieg ohne Krieg“ publiziert hat. Während das Schades Arbeit ein Beispiel für eine dokumentarische Arbeit ist, hat Bangerts Arbeit vor allem einen selbstreflexiven, medienkritischen Fokus.

Auch Graphic Novels widmen sich unter Rückgriff auf die gestalterischen Mittel des
Mediums Comic immer häufiger den Themen Krieg und Gewalt. Zugerechnet werden
diese Graphic Novels dem „Comics Journalism“ bzw. „Graphic Reporting“, womit deren Nähe zum klassischen Journalismus angesprochen ist. Denn geht es bei diesen Comics nicht um Superheldengeschichten, sondern um die Recherche und Darstellung „wahrer Begebenheiten“. Besonders bekannt sind die Arbeiten des Comiczeichners Joe Sacco, bspw. „Palestine“ (dt.: Palästina), „Safe Area Gorazde“ (dt.: Bosnien) oder „Footnotes in Gaza“ (dt. Gaza). In allen diesen Bänden bilden Saccos Recherche-Aufenthalte vor Ort das Hauptnarrativ, das jeweils durchflochten wird von Augenzeugenberichten und dokumentierenden Einschüben, mit Hilfe derer zurückliegende Kriegsereignissen und Krisensituationen nachgezeichnet werden.

In einem dialogischen Gespräch in Form einer Fishbowl werden Felix Koltermann und Michaela Zöhrer verschiedene Comics und Fotobücher vorstellen. Ziel ist es, das Potential dieser Darstellungsformen zu eruieren, Krieg und Gewalt abseits tagesaktueller und ereigniszentrierter Berichterstattung sichtbar zu machen. Felix Koltermann wird Michaela Zöhrer über ihre Auswahl von Graphic Novels befragen, und umgekehrt Michaela Zöhrer Felix Koltermann zu den Fotobüchern. Ein weiterer Platz in der Mitte der Fishbowl ist für Gäste reserviert, die zu jedem Zeitpunkt in das Gespräch einsteigen können. Ergänzt wird die Diskussion durch einen umfangreichen Büchertisch, an dem weitere Beispiele ausliegen und eine Anregung zur vertieften Beschäftigung mit dem jeweiligen Medium bieten sollen.

Der Workshop ist Teil der Konferenz „Making the invisible visible“ des Arbeitskreises junger Wissenschaftler_innen der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung e.V. (AFK) die am 2. und 3. März 2016 am Gustav-Stresemann-Institut in Bonn stattfindet. Bei Interesse kann das Format abgewandelt auch als Abendveranstaltung angeboten werden.

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